Bericht Jose-Luis
Cortes y NG La Banda, Manolin el Medico de la Salsa im Bayer.
Hof am 23.07.06
Wer immer schon mal
kubanisch-amerikanische Kooperation erleben wollte, der war an
diesem Abend am richtigen Platz. Im Festsaal des Bayerischen
Hofs gaben sich Jose-Luis Cortes y NG La Banda und Manolin el
Medico de la Salsa zum traditionellen Abschluss des
Klaviersommers ein beeindruckendes Stelldichein.
Erstaunlicherweise waren im Vergleich zu sonst einige Lücken
in den Reihen auszumachen. Vielleicht waren manche ein
bisschen WM müde oder hatten schlicht den Glauben an sein
Erscheinen verloren, nachdem uns Jose-Luis Cortes in den
vergangenen Jahren zweimal durch Nichterscheinen enttäuscht
hatte. Zwar ließ sein Schlagzeuger die Spannung steigen, indem
er sich einige, sich ewig hinzuziehen scheinende Minuten Zeit
ließ, bis er auf die Bühne kam. Schließlich kam aber auch der
Meister selbst. Gleich zum Einstieg zwang er mit einem
latinjazzlastigen Stück, das in freudiger Tanzerwartung
gespannt blickende Publikum zum Zuhören. In den letzten Jahren
vielleicht nicht mehr in einem Atemzug mit anderen bekannten
kubanischen Größen genannt, zeigte er sehr schnell, warum er
in den Neunziger Jahren zu den Trendsettern in Kuba gehörte
und live immer mit ihm zu rechnen ist. Mit wuchtigem Sound
seiner erstklassigen Band, getragen von der konzentriert
spielenden Dallana Fages am treibenden Bass, brachte er den
Saal dann mit tanztauglichen Rhythmen in Bewegung. Bis sich
der Letzte in den teilweise vertrackten Timba hinein
geschwungen hatte, war das Spektakel schon wieder zu Ende. So
schnell war die Zeit vergangen. Das Publikum hatte nicht mal
mehr die Puste für eine Zugabe. Schließlich wollte man zu
vorgerückter Stunde noch was vom zweiten Teil haben.
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Relativ geräuschlos und kurz gestaltete
sich die Umbaupause. Und siehe da: Kamen doch fast wieder die
gleichen Musiker von soeben auf die Bühne. Hatte der Kubaner
Jose-Luis Cortes dem in Miami ansässigen Exilkubaner Manolin
doch die ganze Percussion- und Bläsertruppe sowie einen der
Tastenspieler ausgeliehen. Manolin war sozusagen mit
Handgepäck angereist. Da war sie, die Kooperation. Und wie sie
funktionierte. Auch Manolin, ein Star der Neunziger in Kuba,
offiziell geächtet, bei den Fans aber immer noch populär,
hatte die, die ihn kannten, schnell im Griff. Zwischen den
Stücken rührte er, zunächst ohne Begleitung, die Kenner mit
Reminiszenzen durch bekannte Stücke wie „La bola“, „Una
aventura loca“ und „Pegaito, pegaito“. In Tempo und Wucht
vermochte Manolin fast noch einen draufzulegen. Wieder spielte
ein Bassist einen gewichtigen Part: Unauffällig aber wirksam
hatte der musikalische Direktor Joel Dominguez Campos alles im
Griff.
Einziger Wehrmutstropfen des gesamten
Abends war mal wieder die sich zum Ende hin fast unerträglich
steigernde Lautstärke. Damit tut man sich und dem Publikum
keinen Gefallen. Defizite in der Akustik lassen sich dadurch
nicht kaschieren. Wie soll ein Mixer, der neben der Bühne
sitzt auch einen ordentlichen Sound kreieren? Doch überwog am
Ende das wohlige Gefühl geballter Power im Leib beim durch
Regen gekühlten Nachhauseweg. Denn wieder einmal zeigte sich:
Mit Musik lässt sich vieles überkommen. Zugegeben, es war
keine richtig echte kubanisch-amerikanische Kooperation
zwischen Kubaner und Exilkubaner. Ein Anfang war aber schon
mal gemacht. Und das nächste Kapitel kommt bestimmt.
Stephan
(alias
el
misionario)
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